Natürliche Feinde des Borkenkäfers

Auch Waldschädlinge haben Feinde. Wir erforschen, unter welchen Bedingungen diese gut gedeihen und ob sie womöglich für die biologische Schädlingsbekämpfung interessant sein könnten. Beim Buchdrucker sind zahlreiche natürliche Feinde bekannt.

Da der Buchdrucker (Ips typographus) als bekanntester Borkenkäfer grosse wirtschaftliche Schäden verursachen kann, sind seine natürlichen Gegenspieler relativ gut untersucht. Nicht nur der Waldarbeiter mit Kettensäge und anderer Maschinerie oder die auffälligen Spechte gehen dem Buchdrucker an den Kragen, sondern auch viele unbeachtet und verborgen lebende Gliederfüsser leben von ihm. Schon seine Eier werden von Raubmilben ausgesaugt, und auf die Larven wartet ein ganzes Arsenal von Räubern und Parasitoiden.

Die natürlichen Feinde, auch Antagonisten genannt, können in drei Gruppen eingeteilt werden. Die Räuber sind meistens grösser als ihre Beute und brauchen für die Entwicklung mehrere Beutetiere. Als Parasiten bezeichnet man solche Arten, die von Tieren leben, die meist grösser sind als sie selbst und die für ihre Entwicklung nur einen einzigen Wirt benötigen.

Häufig unterscheidet man noch zwischen Parasitoiden (z. B. Schlupfwespen) und eigentlichen Parasiten (z. B. Flöhe). Während letztere in allen Stadien parasitisch leben und den Wirt höchstens schwächen, leben Parasitoiden nur als Larven parasitisch, töten den Wirt aber in jedem Fall ab. Schliesslich gibt es noch Pathogene (Krankheitserreger wie Pilze), von denen auch Insekten befallen werden können.

Das gefährliche Leben von Buchdruckern

Der auffälligste Räuber des Buchdruckers ist sicher der schwarz-rot gefärbte und weiss gebänderte Ameisenbuntkäfer (Thanasimus formicarius). Seine Larven entwickeln sich unter der Rinde in Brutbildern von Buchdruckern und fressen dort deren Brut. Aber auch ausgewachsene Käfer erbeuten auf der Stammoberfläche an- oder abfliegende Borkenkäfer. Daneben gibt es zahlreiche Arten von Lauf-, Glanz-, Platt- und Kurzflügelkäfern sowie Langbein- und Lanzenfliegen, deren Larven die Jugendstadien von Buchdruckern vertilgen.

Im Weiteren gibt es eine grosse Zahl von Wespen, die entweder mit ihrem Eiablagestachel durch die Rinde hindurch Käferlarven parasitieren oder die selber durch die Einbohrlöcher der Buchdrucker in die Brutbilder eindringen und dort ihre Eier ablegen. Während die meisten dieser Wespen sogenannte Larvenparasitoiden sind, gibt es auch einige wenige, die ausgewachsene Käfer parasitieren. Aus dem auf dem Käfer abgelegten Ei schlüpft eine parasitische Larve, die in den Körper eindringt und den Inhalt während ihrer Entwicklung nach und nach auffrisst. Um nach der Verpuppung ins Freie zu gelangen, muss die Wespe sich am Schluss ein Loch durch den Käferpanzer fressen.

Buchdrucker auf Sturmflächen

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Zahl der Parasitoiden im von Borkenkäfern befallenen Sturmholz ansteigt, bis das Holz für Käfer und Wespen zu trocken wird. Auch im einzelnen Käfernest steigt die Absterberate der Buchdrucker zuerst durch Räuber und dann durch Parasitoiden an. Sie kann 80-90% erreichen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Rolle von tödlichem Pilzbefall von Larven und Käfern im Brutbild. Die Wirkung des natürlichen Beauveria-Pilzes (der auch für die Bekämpfung von Maikäfer-Engerlingen verwendet wird), nimmt im Käfernest häufig ebenfalls zu und kann sehr hohe Sterberaten verursachen. Sind aber das grossflächige Angebot anfälliger Fichten und die Borkenkäferdichte genügend hoch, können diese natürlichen Regulatoren eine Massenvermehrung nicht verhindern.

Eine Übersicht der natürlichen Feinde des Borkenkäfers findet sich in dieser Fotogalerie. Die Liste wurde zusammengestellt nach:

Kenis, M.; Wermelinger, B. & Grégoire, J.C., 2004: Research on parasitoids and predators of Scolytidae - a review. In: Bark and wood boring insects in living trees in Europe, a synthesis (eds. Lieutier, F.; Day, K.R.; Battisti, A.; Grégoire, J.C. & Evans, H.F). Kluwer Academic Publishers, pp. 237-290. (PDF, 438 KB)

Bilder: Waldentomologie WSL

Carabidae (Laufkäfer)

Cleridae (Buntkäfer)

Histeridae (Stutzkäfer)

Laemophloeidae (Halsplattkäfer)

Monotomidae (= Rhizophagidae; Rindenglanzkäfer)

Mycetophagidae (Baumschwammkäfer)

Nitidulidae (Glanzkäfer)

Salpingidae (Scheinrüssler)

Silvanidae (Raubplattkäfer)

Staphylinidae (Kurzflügler)

Tenebrionidae (Schwarzkäfer)

Trogossitidae (Jagdkäfer)

Zopheridae (= Colydiidae; Rindenkäfer)

Asilidae (Raubfliegen)

Dolichopodidae (Langbeinfliegen)

Lonchaeidae (Lanzenfliegen)

Pallopteridae (Zitterfliegen)

Stratiomyidae (Waffenfliegen)

Braconidae (Brackwespen)

Eulophidae

Eupelmidae

Eurytomidae

Formicidae (Ameisen, räuberisch)

Pteromalidae

Kamelhalsfliegen

Wanzen