Freilebende Säugetiere und Vögel beeinträchtigen durch das Fressen von Pflanzen und seltener durch die Markierung von Territorien die Waldvegetation.  Quantitativ oder qualitativ eingeschränkte Lebensräume, das Fehlen von natürlichen Gegenspielern oder andere Umstände können örtlich dazu führen, dass diese Aktivitäten der Wildtiere überhandnehmen und die Ansprüche, welche die Gesellschaft an den Wald hat, auf unerwünschte Weise gefährden. Auch bei einer intakten Wechselbeziehung Wald-Wild erfordern gewisse waldbauliche Vorhaben besondere Schutzmassnahmen gegen Wildeinwirkungen.

Waldschutz Schweiz erfasst entsprechende Fälle, macht  Beurteilungen, und klärt ab, welche  Massnahmen angemessen sind.

Informationen zu den verschiedenen Tierarten und deren Schadbildern finden Sie auf Diagnose online.

Schälen, Schlagen, Schlitzen

Wenn die Bäume der Verbisshöhe von 130 (Rehwild) bis 160 cm (Rotwild) entwachsen sind, können sie immer noch durch Wildtiere geschädigt oder sogar abgetötet werden. Vor allem das Schlagen mit dem Geweih durch Hirsche und Rehe überleben junge Bäume oft nicht. Mit dem Schlagen markieren die männlichen Tiere ihr Revier, bringen Duftnoten an und fegen den Bast von den neu gebildeten Stirnwaffen. Auch das Steinwild kann starke Schlagschäden verursachen. Eine spezielle Form von Schlagen, das Schlitzen, kommt bei Reh und Rothirsch vor, besonders aber beim Sikawild. Dabei wird die Rinde der Bäume mit den Geweihspitzen aufgeritzt. Es entstehen sogenannte Fegerisse.

Das Schälen ist ein Verhalten der Rot- und Sikahirsche. Die Tiere reissen dabei mit den Zähnen Rinde von Bäumen und verzehren diese. Die Zusammenhänge, die bei Hirschen dieses Verhalten auslösen, sind komplex. Nahrungssituation, Lebensraumeinschränkungen, Traditionen in einer Population, Wettereinflüsse und anderes spielen eine Rolle. Betroffen sind viele Baumarten. Ökonomisch fallen v.a.  Schälungen der Fichte ins Gewicht. Bei dieser Baumart führt das Schälen zu Stammfäulnis.

Schadbilder

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Von Rotwild geschälte Esche (O. Odermatt, WSL)
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Von Rotwild geschälte Esche (O. Odermatt, WSL)
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Von Sikawild mit den Geweihspitzen aufgeschlitzte Buchenrinde (O. Odermatt, WSL)
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Schlitzschaden an Buche durch Sikahirsch (O. Odermatt, WSL)
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Schlitzschäden an Buche durch Sikahirsch (O. Odermatt, WSL)
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Von Sikawild mit den Geweihspitzen aufgeschlitzte Douglasienrinde (O. Odermatt, WSL)
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Schlagschaden an Salweide (O. Odermatt, WSL)

Verbiss

Weitverbreitet ist der verbissbedingte Ausfall der Weisstanne. Die Weisstanne ist auf einem grossen Teil der Schweizer Waldes eine Hauptbaumart. Im Winter wird sie stärker verbissen als andere Baumarten und gleichzeitig erholt sie sich vom Verlust ihres Terminaltriebs nur sehr schlecht.

In vielen Gebieten fällt die Tanne wegen dem Verbiss durch Rehe, Hirsche und Gämsen aus.

Die Vogelbeere erfüllt in der subalpinen Zone eine wichtige Vorbaufunktion. Über grosse Gebiete verhindert aber der Wildverbiss ihr Aufwachsen. Die Verjüngung der Eiche ist praktisch nirgends ohne technischen Schutz vor dem Wildverbiss möglich. Die Waldföhre ist regional wegen dem Verbiss durch das Wild zahlenmässig im Rückgang. Die Eibe gehört zu den seltenen Baumarten in unseren Wäldern und steht ganz oben auf dem Speisezettel der Rehe. Die Buche ist weniger betroffen wird aber lokal von Hirschen stark verbissen.

Nicht einheimische Baumarten werden vom Wild bevorzugt malträtiert. Ihr Anbau ist nur mit aufwendigem technischem Schutz gegen Wildschäden möglich. In Hochlagen ist ein ausreichender Schutz solcher Arten mit vertretbarem Aufwand oft gar nicht realisierbar.

Mit Kontrollzäunen kann die Auswirkung von Verbiss sichtbar gemacht werden.  Mit einem Kleinzaun wird ein Verjüngungsansatz vor dem Verbiss geschützt. Der Vergleich mit einem analogen, aber ungeschützten Verjüngungsansatz in der Umgebung zeigt den Wildeinfluss auf.

Wenn mit dem Zaun bereits etablierter Anwuchs , also mehrjährige  Verjüngung erfasst wird, die das Keimlingsstadium überlebt hat, erhöht das die Aussicht auf aussagekräftige Ergebnisse beträchtlich.

Schadbilder

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Verbuschte Buchen weisen auf einen starken Äsungsdruck von Rot-oder Sikahirschen hin. (O. Odermatt, WSL)
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Verbuschte Buchen weisen auf einen starken Äsungsdruck von Rot-oder Sikahirschen hin. (O. Odermatt, WSL)
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Beurteilung

Das grossräumig und langfristig durchschnittliche Verbissprozent über einen ganzen Wildraum ist ein Mass für die Beanspruchung einer Baumart durch Pflanzen fressende Huftiere.

 

Kontrollzäune

Über den Vergleich der vorhandenen Waldverjüngung mit der Waldverjüngung, die ohne Wildeinfluss im Zaun aufgewachsen ist und dem festgelegten Verjüngungsziel werden die Auswirkungen freilebender Huftiere beurteilt.

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Heidelbeere kommt nur im Zaun auf. (O. Odermatt, WSL)
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Klarer Vegetationsunterschied innerhalb und ausserhalb des Zauns.(O. Odermatt, WSL)
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TAnne kommt nur mit Zaunschutz auf. (O. Odermatt, WSL)
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Tannennaturverjüngung nur im Zaun vorhanden.. (O. Odermatt, WSL)
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Deutlicher Entwicklungsvorsprung innerhalb und ausserhalb des Zauns. (O. Odermatt, WSL)
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Jungwuchs: klarer Entwicklungsvorsprung im Zaun. (O. Odermatt, WSL)
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Vogelbeeren nur im Zaun aufgekommen. (Dölf Tschudi)

Merkblatt für die Praxis